Reisebericht: 20. bis 30. März 2018 in Jérémie/Haiti
Von Margret Böhling und Siegfried Groddeck
In der Zeit vom 20. bis 28.3. besuchten wir die Schule Ste. Thérèse in Jérémie und hatten Gelegenheit, uns ein Bild über die Situation an der Schule nach der Abreise der Entwicklungshelferin Frau Blanka Havrillova im Dezember 2017 zu machen.
Die von Frau Havrillova als Entwicklungshelferin gewonnenen Erkenntnisse während ihres Einsatzes vom Februar bis Dezember 2017 hatten den dringenden Bedarf eines pädagogischen Schulleiters an der Montessori-Schule Ste.Thérèse in Jérémie verdeutlicht. Diese Erkenntnisse werden auch durch den vom AK-Eine Welt beauftragten Besuch von Mme. Héliana (Peter Hesse-Stiftung Haiti) und ihr anschl. Gutachten bestätigt. Die punktuellen Besuche durch Msgr. Marc-Arthur, sowie die administrative und behelfsmäßige Leitung durch eine Vorschul-Lehrerin genügen dem Schulbetrieb von z.Zt. ca. 300 Schülern nicht.
Sowohl Msgr. Marc-Arthur, als auch Bischof Gontrand Décoste haben inzwischen fachlich kompetente Kandidaten für diesen Leitungsposten (Monatliches Gehalt: Gds.15.000 = € 300) in die engere Auswahl genommen. Der AK „Eine Welt“ wird diese zusätzlichen Kosten übernehmen einschl. der frühestens für den Herbst 2018 vorgesehenen Gehaltserhöhung für die Lehrer.
Erweiterung des Schulbetriebs
Schon bei unserem letzten Besuch im Jahr 2015 wurde uns von der Absicht der haitianischen Regierung berichtet, die Schulpflicht um 3 Jahre (7. – 9. Schuljahr) an allen Schulen auszudehnen. Die Umsetzung dieser Regierungsvorgabe an der Schule Ste. Thérèse sollte nach Wunsch der Msgrs Marc-Arthur und Gontrand Décoste in dieser Reihenfolge erfolgen:
Abbruch der 6 Jahre alten Schattenhalle, um Platz für ein weiteres Schulgebäude zu schaffen
Neubau eines (erdbebensicheren) Gebäudes für die neuen Klassen 7,8 und 9 auf dem dann erweiterten Schulhof im Wert von ca. 35.000 $US
Anstellung von mindestens 3 zusätzlichen Lehrern (zzgl. Fach- u. Reservekräfte)
Die absehbaren Konsequenzen:
Die Mehrzahl der anderen Schüler würde damit in ihrer Bewegungsfreiheit wesentlich eingeschränkt.
Die finanziellen Mittel (ca. 35.000 $US), zzgl, weitaus höherer Lehrergehälter für die Verwirklichung können vom AK „Eine Welt“in Köln leider nicht erbracht werden
Die Gesamtzahl der Schüler beträgt z.Zt.: 302 (2015: 355; 2016: 380)
Vorschlag zur Vermeidung dieser Kosten u. Neubaupläne:
Suche einer Kooperation mit einer Schule in Jérémie, die schon heute ausschließlich die Schuljahre 7. – 9. anbietet.
Blanka Havrillova:
Ergebnisse von ihrem Einsatz in Jérémie
Die Diskussionen mit dem Bischof und dem Schulleiter über den dringenden Bedarf eines pädagogischen Schulleiters stießen auf Zustimmung. Es stehen z.Zt. mindestens drei Kandidaten für dieses wichtige Amt zur Auswahl.
Die Notwendigkeit von Fortbildungsmaßnahmen auch während der Ferien ist den Lehrern bewusster gemacht worden.
Anpflanzungen in den Randbereichen des Schulhofes mit Papaya (erste Früchte!), Büsche, sowie Blumen-Stellagen zur Nachzucht von Pflanzen, werden auch weiterhin gepflegt. Alle Simse am Schulgebäude sind mit Pflanzkübeln bestückt.
Beseitigung baulicher Mängel
Der von Frau Havrillova geschilderte schlechte Zustand des Sanitärblocks ist schon zur Jahreswende 2017-2018 beseitigt worden. Alle Toiletten, Waschbecken und Duschen sind sauber. Die Wände und Türen sind frisch gestrichen. Kinder haben die Türen für Mädchen und Jungen mit selbst gemalten Bildern gekennzeichnet.
Weitere Nachbesserungen am Hauptgebäude sind jedoch gem. Angebot eines Ingenieurs aus Jérémie (4.000 $US) erforderlich:
Abtragung und Neubeschichtung der obersten Gebäudedecke mit speziellem Dichtungsbeton zur Vermeidung von Wasserschäden an den Innenräumen.
Einbettung aller elektr. Leitungen „Unter Putz“
Wegen der Dringlichkeit dieser Maßnahmen (wiederholte Regenfälle) haben wir die Freigabe der Arbeiten bereits unter Anzahlung von Gds. 30.000 (ca. 475 $US) an Msgr. Marc-Arthur gegeben.
Der Arbeitskreis EINE WELT St. Georg e. V. berichtet über Neues aus Haiti
Im Oktober 2016 hat der Hurrikan Matthew den gesamten Westen Haitis schwer verwüstet. Im Zentrum des Sturms war auch die Kleinstadt Jérémie, in der sich die von unserem Arbeitskreis (AK) unterstützte Schule St. Thérèse mit ihren ca. 300 Schülern befindet.
Das Schulgebäude selber hielt dem Sturm stand – die durch den AK unterstützten Baumaßnahmen der letzten Jahre haben sich als Segen erwiesen. Ungefähr 100 Kinder und 100 Erwachsene aus dem umliegenden Armenviertel Mackandal konnten in den Tagen der größten Not dort Zuflucht finden.
Noch im Oktober hat der AK eine Soforthilfe von 10 Tsd. Euro über die Diözese und den Bischof von Jérémie Msg. Joseph Décoste, an die Schule überwiesen. Schäden gab es vor allem an der Schulkantine, der Wasseraufbereitung und den sanitären Einrichtungen. Der Schulbetrieb wurde bereits im November 2016 wieder aufgenommen.
Seit Anfang Februar 2017 bildet Frau Havrillová die Lehrer vor Ort fort. Wir stehen in regem Austausch mit ihr. Die Lehrer der Schule St. Thérèse profitieren als Erste von dieser pädagogischen Beratung. Der AK EINE WELT St. Georg e.V. zusammen mit dem Kindermissionswerk „Die Sternsinger“ sind die Träger dieser Fortbildungsmaßnahme im Bistum Jérémie. Die Arbeitsgemeinschaft für die Entwicklungshilfe hat Frau Havrillová auf die Aufgabe in Jérémie vorbereitet.
In der Weihnachtsausgabe 2016 des Pfarrbriefs hatten wir über Frau Havrillovás Aufgaben bereits berichtet.
Alle Mittel kommen an. Wir unternehmen was, wir entwickeln was und das bewirkt Veränderung. Das motiviert zum Weitermachen und wir hoffen, dass es ansteckend wirkt.
Belinda Harnack für den AK EINE WELT St. Georg e.V.
Haiti und der Hurrikan Matthews 2016
In der Zeit vom 3. bis 7. Oktober 2016 hat der karibische Wirbelsturm „Matthews“ bei der Passage zwischen den Inseln Jamaika, Haiti und Kuba eine verheerende Wirkung gezeigt: Windgeschwindigkeiten zwischen 230 bis 300 Stundenkilometer, bis zu 7 Meter hohe Meereswellen und Überflutungen durch reißende Flüsse.
Die Folgen für das vom Erdbeben im Jahr 2010 noch immer geschwächte Haiti zeigen sich in einer geschätzten Anzahl von 800 bis 1.000 Todesopfern.
– Besonders im Süden und Westen der Insel stehen die Menschen vor dem Nichts.
– Bis zu 80% aller Gebäude wurden abgedeckt oder zerstört
– Straßen wurden unterspült, Brücken weggerissen
– Die komplette Ernte wurde ebenso wie unzählige Bäume vernichtet. Viele Tiere sind verendet
– Die Versorgung mit Trinkwasser, Nahrung, Elektrizität, Treibstoff ist zusammengebrochen
– Besonders in ländlichen Gebieten ist die medizische Versorgung der Verletzten und die erforderliche Cholerabehandlung prekär.
Die Not der Kinder und ihrer Eltern in Jérémie ist sehr groß und konnte zunächst durch ein sicheres Obdach im Gebäude der Montessori-Schule Ste.Thérèse für mehr als 200 Menschen gelindert werden. Vordringlich ist die Wiederinstandsetzung des Kantinengebäudes und die Beschaffung eines neuen Wassertanks, um den Kindern Essen und sauberes Trinkwasser zu geben. Hierzu gehört auch eine medizinische Unterstützung zur Cholera-Prävention.